Kinder können mit ihrer direkten und unverblümten Kritik kleine Scharfrichter sein, was einmal mehr zeigt, dass der Mensch eben nicht ein „sanftes, liebesbedürftiges Wesen“ ist, sondern erst durch Kultur zu dem wird, was er ist. Selbst für den großen Thomas Bernhard war die Fahrt zu Preisverleihungen mitunter eine „Fahrt zur Hinrichtung“. Im Rittersaal wurde es für Carola Becker zu einer Krönung. Carola Becker, die den Preis aus den Händen der Erst- und Zweitklässler der Grundschule Ostenfelde entgegenkam, gab sich bewegt: „Das ist besser als einen Oscar zu gewinnen.“ Auch das können Kinder erreichen.
„Großes Theater“ boten die Schüler anlässlich der Verleihung des Kinderliteraturpreises Bad Iburger Schlossgeschichten im voll besetzten Rittersaal. Die Grundschüler der Ostenfelder Grundschule kürten nicht nur „Mäc Mief und die stinkbesonderen Unterhosen“ von Carola Becker und „Immer dieser Gabriel“ von Sunil Mann zu ihren Lieblingsbüchern. Sie ließen, einmal im „Stoff“, auch selbstgebastelte Figuren aus „Mäc Mief“ zu Musik tanzen, während im kurzen Theaterstück der Dritt- und Viertklässler „Engel Gabriel“ einfach weiter schnarchen durfte. Kostüme, Bühnenbild, Musik, Dramaturgie und Regie: Kollegium der Grundschule Ostenfelde.
Ein Becken voller Literatur gab es für Schüler der Realschule und des Gymnasiums. Selbst die Autorin, Julya Rabinowich, fand Gefallen an diesem Ambiente, das so gar nichts von einem Pädagogischen Zentrum oder einem Wiener Kaffeehaus aufweist, sondern eher unter „cool“ durchgehen dürfte. Lag es am Ort, am Vortrag oder dem Inhalt von „Dazwischen: Ich“, dass es bei beiden Lesungen mucksmäuschenstill im Becken war? Sicher ist, dass der Roman, der die Geschichte eines Flüchtlingsmädchens zwischen Tradition und Aufbruch, Familie und Freundschaften erzählt, ein bewegendes Jugendbuch ist.